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Veel Spaas bi „Hallo Dolly“ in’t Ohnsorg!

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von Katrin Dürwald Mit dieser Inszenierung ist Regisseur Frank Thannhäuser etwas ganz Großes gelungen: Lebendiges Platt, 60er Jahre Broadway-Stimmung, tolle Tanzeinlagen und mitreißende Gesangsnummern sorgen für anhaltenden Jubel beim Publikum. "Hallo Dolly" liebevolle gemachtes Muscial auf Broadway-Niveau (Quelle: https://www.ohnsorg.de) Das Ohnsorg-Theater ist so kuschelig konzipiert, dass man getrost auch günstigere Karten nehmen kann. Dann sitzt man zwar den Schauspielern nicht auf dem Schoß, aber man hat trotzdem gute Sicht bei Wohnzimmeratmosphäre. Gerade nun vor mir sitzt ein alter Herr, der die gesamte Sitzreihe um einen halben Kopf überragt, dabei sah er stehend gar nicht so groß aus. Bevor ich mich darüber ärgern kann, dreht sich der Herr um und fragt mich, ob ich was sehen kann! – Ich bin zu überrumpelt um abzuwiegeln und sage ihm, es werde schon gehen. Da zieht er ein dickes rotes Sitzkissen unter seinem Hintern hervor, sackt nach unten ab und lacht.

Fazil Say und Marianne Crebassa von romantisch verklärt bis mahnend politisch

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von Katrin Dürwald „Fazil Say hat sich darüber geärgert, dass er heute Klavier üben muss, wo er doch am liebsten WM schauen würde“, erklärt mir Tülay, die ein Fan des türkischen Pianisten ist und ihm auf Facebook folgt. Das finde ich sehr sympathisch, denn ich habe auch nicht immer Lust, meinen Pflichten nachzukommen. Fazil Say ist schon oft in Hamburg aufgetreten, war 2011 auch bei Schleswig-Holstein-Musik-Festival aktiv, aber dies ist meine erste Begegnung mit ihm. Er tritt auf mit der gerade mal 31jährigen, französischen Mezzosopranistin Marianne Crebassa, einer zartgebauten Brünetten mit langen Haaren. Crebassa singt unter Begeitung des Pianisten Fazil Say französische Lieder der Spät-Romantik Am kleinen Saal der Elphi missfällt mir vor allem seine enge und spartanische Bestuhlung. Ich habe jedes Mal den Eindruck, sie hätten wieder eine Stuhlreihe mehr hineingedrückt. Der Abend beginnt mit drei Melodien von Debussy. Crebassas Stimme ist glockenrein und durchdringt mü

Wie in Trance: Leonidas Kavakos spielt Schostakowitsch‘ Violinkonzert Nr. 1 bravourös!

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von Katrin Dürwald Während sich das Orchester einstimmt, frohlockt mein Ohr bereits, denn für diesen Klang wurde der große Saal der „Elphi“ optimiert, und man hört es; schon das polyphone Nachjustieren der Instrumente des NDR Elbphilharmonie Orchesters versetzt einen in neugierige Erwartung. Der Dirigent Jukka-Pekka Saraste gibt sein Elphi-Debüt mit Nielsens Helios-Ouvertüre, dem 1. Violinkonzert von Schostakowitsch und Sibelius‘ 5. Symphonie. Er wird freundlich vom Hamburger Publikum aufgenommen, verbeugt sich kurz und beginnt mit Nielsen. Diese 1903 uraufgeführte Komposition beschrieb Nielsen als ein Lob und Preis der Sonne. Das Stück beginnt mit langen Basstönen quasi im Morgengrauen. Nach und nach kommen feierlich, fast pathetisch, Waldhörner dazu, der Morgen erwacht mit dem Einsetzen der Streicher, und die Sonne triumphiert zu Trompetenfanfaren. Dieser lautmalerische Umgang mit dem Tagesverlauf erinnert ein wenig an Smetanas „Moldau“. Das Stück wird bis heute zum Jahreswechsel

Ausgezeichneter Jazz vor zu kleinem Publikum – Laura Jurd mit Dinosaur im Knust

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von Katrin Dürwald Auf dem Weg zum Knust wurde ich mehrmals um Kleingeld angeschnorrt, doch davon hatte ich selbst nicht viel. Beim Eingang in die Bar musste ich mein Ticket zeigen und bekam einen Stempel auf die Hand. Wieder den Handrücken hingehalten, Mist, dachte ich, als ich sah, dass sich die anderen auf der Innenseite des Unterarms stempeln ließen. Hatte was von Knutschfleck und vorgetäuschter Jugendlichkeit. Ich warf einen Blick auf die Bühne hinter der Bar– viel Platz war hier nicht. Aber es waren auch nur wenige Leute da. Mein Geld reichte gerade mal für ein Cider. Ich ging wieder raus und setzte mich auf eine der bayrischen Bierzeltgarnituren, während drinnen die Vorband, das LisaWulff -Quartett, zu spielen begann. Es war ein klassisch-melodischer Jazz mit der Frontfrau am Bass, der Lust machte reinzugehen.  Laura Jurd mit Dinosaur im Knust Drinnen war nicht viel los, alles in allem vielleicht 30 Menschen, darunter einige Paare, die sich auf die wenigen Bänke ku

„De Seewulf“ – ein nahezu filmisches Vergnügen mit dramaturgischen Schwächen im Abschluss

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von Katrin Dürwald Der weinrote Samtvorhang ist noch geschlossen. Ein vollbärtiger Mann mit Dockermütze, bekleidet mit in einem Südwester, hält sich ein Mikro direkt an den Mund und imitiert Windgeräusche. Direkt danach wiederholt sich das aufgezeichnete Pattern, und er setzt darunter das Knarzen von Schiffsbalken. Obwohl wir ihm beim Schaffen dieser Geräusche zusehen, lässt sich das Gehör nur zu gern täuschen und versetzt uns direkt an Bord eines alten Seglers. Der Soundarrangeur und Tausendsassa ist Peter Kaempfe. Er wird im Laufe dieses Abends die Schläge bei Prügeleien, das Scheuern des Decks und das Gluckern des Meeres akustisch verstärken und uns das Gefühl vermitteln, wir seien in einem Hörspiel mit bewegten Bildern gelandet. http://www.ohnsorg.de/spielzeit/stuecke/stueck/de-seewulf/ Die Geschichte, um die es geht, kennen wir alle nur zu gut: der gutbürgerliche Schiffbrüchige Humprey van Weyden (Markus Frank) wird vom Robbenfänger „Ghost“, geführt vom tyrannischen Kapitän

Wenn man nichts tun muss, aber es trotzdem tut, und das äußerst charmant! - Randy Crawford in der Laeiszhalle

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von Katrin Dürwald Wenn ein Konzert mit Standing Ovations anfängt, welche Steigerung kann es dann noch geben? – Stehend und klatschend begrüßten die Hamburger am vergangenen Sonnabend Randy Crawford. Ein Herr in schwarzem Livree begleitete die Grande Dame des Soul bis zum Bühnenabsatz. Sie genoss den Beifall sichtlich, lachte erfreut ins P ublikum, schoss ein paar Bilder auf dem Handy und setzte sich dann behäbig auf einen Schemel. Sie schien etwas unzufrieden zu sein mit ihrem roten Kostüm, denn es spannte über dem Bauch, so dass sie mitunter an sich „herumzuppelte“, um es in Form zu bringen.  Sie begann mit „You might need somebody“, und im Moment des Wiedererkennens gab es Pfiffe und Klatscher, die angesichts der warmen Stimme Crawfords schnell verebbten. Wir tauchten ein in die Zeit der frühen 80er. Ihre Stimme klang dabei so perfekt moduliert wie auf ihren Platten. Hell und weich interpretierte sie die Balladen, kräftig und glasklar ertönte sie bei den rhythmischeren Stüc

Hypnotisierender Elektropop im Docks - Morcheeba

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von Katrin Dürwald Auf dem Spielbudenplatz spielte eine dreiköpfige Band Gute-Laune-Musik, und um sie herum saßen Menschen, die ihr Gesicht mit geschlossenen Augen genießerisch der tiefstehenden Sonne zuwandten. Andere tranken Astra-Bier und unterhielten sich angeregt. Während von Zeit zu Zeit der Motor eines Reeperbahn-Cruisers aufheulte, bildete sich vor dem Docks eine lockere Reihe von Konzertgängern, die an diesem Abend zu Morcheeba wollten. In unserer Gruppe entschied man sich dafür, auf die Vorgruppe zu verzichten und lieber noch draußen den lauen Abend zu genießen. „Das Docks ist eine Sauna“, klärte mich Konzertexpertin Rachel auf. Gegen viertel vor 9 Uhr machten wir uns dann doch auf in die besagte Sauna. Wir hatten gerade die Pause zwischen der Vorgruppe und Morcheeba erwischt und drängelten uns ins hintere Drittel des Parketts, wo wir mit Mühe das Mikro der Sängerin ausmachen konnten. – Um kurz nach 9 Uhr betrat Ross Godfrey mit seinen Bandmitgliedern die ganz in R