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König Lear scheitert am Generationenwechsel – Altern in Würde undenkbar?

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von Katrin Dürwald Warum trägt der moosgrüngekleidete Balljunge eine asymmetrische Halbglatze, und warum erinnert der behaarte Teil der Frisur an Andre Agassi? – Warum werden die zwei bösen Töchter Goneril und Regan von Männern in Frauenkleidern gespielt? Warum ist der bösartige Edmund ein Mädchen in japanischer Schuluniform? Wieso sind sowohl König Lear als auch Lord von Gloster so ahnungslos in bezug auf ihre Kinder, warum sind sie so extrem und schwanken zwischen grenzenlosem Vertrauen und maßloser Verurteilung? -Wieso drückt sich Wahnsinn durch Nacktheit aus? Auf einige dieser Fragen findet der Theaterbesucher Antworten, andere bleiben auch nach Tagen noch ohne Deutung. Sowohl rätselnd als auch fasziniert verfolgt man die Inszenierung von „König Lear“, mit der Intendantin Karin Beier die Saison im Schauspielhaus eröffnet. Die Bühne ist ein großer hellgrauer Kasten mit einem nach vorn hin schräg abfallenden Boden. Der alte König Lear alias Edgar Selge schreitet in Zeitlupente

Ganz Hamburg schwärmt von Edgar Selge – zu Recht!

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von Katrin Dürwald „Im Grunde könnte das Schauspielhaus derzeit jeden Abend die Unterwerfung aufführen“ beschrieb die Zeit im Februar den Erfolg des Ein-Personen-Stücks „Unterwerfung“ in der Inszenierung von Karin Baier. Das Stück läuft seit eineinhalb Jahren außerordentlich erfolgreich; kaum gibt es neue Tickets, sind sie auch schon ausverkauft. Edgar Selge (wirklich 70 Jahre?) ist für seine schauspielerische Leistung in diesem Stück als Schauspieler des Jahres ausgezeichnet worden, und es ist in der Tat eine herausragende Einzelleistung, die Selge bei jeder Aufführung aufs Neue abruft. Während Selge – noch als er selbst – im beigen Trenchcoat – die Bühne betritt, hört man den Autor Michel Houellebecq in einer Tonaufnahme sprechen. Selge weist das Publikum ein und erklärt ihm, dass er nun gleich den Literaturprofessor Francois spielen wird. Fast unmerklich verschwindet Selge und Francois erscheint in ihm. Dieser skizziert seinen bisherigen Werdegang, von seiner nach eigenem Daf

Schwer verdaulich, aber mit lichten Einfällen inszeniert – „Rose Bernd“ im Schauspielhaus

von Katrin Dürwald Heimatvertriebene werden das nicht gern lesen, aber ich halte Schlesisch für tot. Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg haben diese Sprache, die damals von sieben Millionen Menschen gesprochen wurde, zerstört. Mehr als 70 Jahre danach habe ich nicht einmal mehr eine Vorstellung davon, welche Eigentümlichkeiten diese Sprache aufweist. Nach meinem Besuch des Stückes „Rose Bernd“ von Gerhart Hauptmann im Hamburger Schauspielhaus habe ich nun eine rudimentäre Vorstellung davon: ein hochdeutsches „ei“ wird zu einem langgezogenen „ee“, es gibt doppelte Verneinungen wie „nie nuscht“ oder ein „ooch“ für „auch“. Es gibt rollende „R“s, und es ist für einen Norddeutschen schwer verständlich. Regisseurin Karin Henkel scheint sich das auch gedacht zu haben und hat den Text nur bei bestimmten Ausdrücken mit schlesischem Klang versetzt, um ihn verständlich zu halten. Allerdings bringt das mit sich, dass man den Schauspielern den Dialekt nicht abnimmt. Es entwicke