Veel Spaas bi „Hallo Dolly“ in’t Ohnsorg!


von Katrin Dürwald
Mit dieser Inszenierung ist Regisseur Frank Thannhäuser etwas ganz Großes gelungen: Lebendiges Platt, 60er Jahre Broadway-Stimmung, tolle Tanzeinlagen und mitreißende Gesangsnummern sorgen für anhaltenden Jubel beim Publikum.
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"Hallo Dolly" liebevolle gemachtes Muscial auf Broadway-Niveau (Quelle: https://www.ohnsorg.de)

Das Ohnsorg-Theater ist so kuschelig konzipiert, dass man getrost auch günstigere Karten nehmen kann. Dann sitzt man zwar den Schauspielern nicht auf dem Schoß, aber man hat trotzdem gute Sicht bei Wohnzimmeratmosphäre. Gerade nun vor mir sitzt ein alter Herr, der die gesamte Sitzreihe um einen halben Kopf überragt, dabei sah er stehend gar nicht so groß aus. Bevor ich mich darüber ärgern kann, dreht sich der Herr um und fragt mich, ob ich was sehen kann! – Ich bin zu überrumpelt um abzuwiegeln und sage ihm, es werde schon gehen. Da zieht er ein dickes rotes Sitzkissen unter seinem Hintern hervor, sackt nach unten ab und lacht. Ich lache auch, denn das hatte ich gar nicht bemerkt. Es stellt sich heraus, dass seine Frau auf das Kissen angewiesen ist, er jedoch nicht. Die meisten Gäste sind zwar zwischen 70 und 90 Jahre alt, aber das Theater ist bis auf den letzten Platz besetzt, denn „Hallo Dolly!“ wurde bereits in der Mopo und dem Abendblatt wohlwollend aufgenommen. Es ist die Geschichte von der lebenslustigen Heiratsvermittlerin, die den Auftrag hat, den reichen, aber griesgrämigen Witwer Roland van der Gelder (Till Huster) eine neue Partnerin zu suchen. Doch hat sie bereits selbst ein Auge auf ihn geworfen und beabsichtigt ihn in ihre Arme zu locken. Während sie van der Gelder mal bezirzt und mal links liegen lässt, verkuppelt sie so ganz nebenbei weitere Pärchen. Cupido ist im Dauereinsatz!
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Dolly alias Sandra Keck, Luisa Rhöse alias Irmgard, Erkki Hopf alias Albert (Quelle: https://www.ohnsorg.de)

Sandra Keck spielt die Hauptrolle in einer perfekten Mischung aus Barbra Streisand und Bette Midler. Von knallharter Geschäftigkeit bis zu weiblicher Anlehnungsbedürftigkeit – Keck spielt die volle Bandbreite einer souveränen Frau von heute. Mal erteilt sie einen mütterlichen Rat, mal weist sie die Herren zurecht, und überhaupt hat sie immer eine passende Visitenkarte bereit: „Dansen leren bi Dolly för een Öververhöker“. Es ist überhaupt das aktuelle und schnörkellose Platt, das das Stück so sehens- und hörenswert macht. Das Übersetzerduo Hartmut Cyriacks/Peter Nissen haben tolle Arbeit geleistet, haben die Songs direkt aus dem Englischen ins Plattdeutsche übertragen und mussten dabei auf den Einklang der Texte mit der Melodie achten. So wurde aus „It takes a woman“ das Lied „Du bruukst ´n Froonsminsch“. Hätte dem Ohnsorg nicht zugetraut, dass sie auch Musical können, aber Chapeau! – Sie können es. Die Ensemble-Mitglieder genießen ihren Auftritt, und selbst schräge Töne scheinen an diesem Abend beabsichtigt zu sein. Die Dialoge sind herrlich frisch, und die pompöse Umsetzung der Gesang- und Tanznummern versetzt den Zuschauer direkt in eine Broadway-Show der 60er Jahre. Bühnenbild und Kostüme stammen aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, man will sich nicht von dem Stoff distanzieren, man will ihn feiern und genießen. Zum Schreien finde ich das komödiantische Talent von Luisa Rhöse, die Kusine Irmgard spielt. Sie mimt eine dauerängstliche Heulsuse, aber beim späteren Polkatanz wird sie zur Rampensau! Das Publikum juchzt laut auf ob ihrer Verwandlung, die aber nur von kurzer Dauer ist. Bei den Tanzparts hat man den Eindruck, dass das Ohnsorg von den Musical-Schulen in der Stadt profitiert. Tänzerisch ragen Melanie Kastaun, Anncathrin Nowicki und Johanna Trube heraus. Als junges Traumpaar fungieren Christian Richard Bauer und Christin Deuker. Man hört ihnen zwar an, dass sie Platt nicht als Muttersprache sprechen, aber wer tut das heute noch? Die Sprachtrainer haben ganze Arbeit geleistet, ihr Platt wirkt überzeugend.
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Hallo Dolly - Auch Männer können tanzen! (Quelle: https://www.ohnsorg.de)

Die Screwball-Komödie nimmt dann auch ihren Lauf. Vielleicht etwas zu plötzlich, aber egal! – verwandelt sich Roland van der Gelder vom knallharten Geschäftsmann zum hingebungsvollen Partner für Dolly, und an diesem Abend bleibt niemand ohne seinen Partner fürs Leben.

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