Dumm und lustgeil durch die Welt - Comedian Dietmar Wischmeyer in der Markthalle

Wer sich darüber schlapplachen kann, dass menschliche Exkremente stinken und derbste sexistische Äußerungen als lustigen Tabubruch begreift, der kommt bei dem Comedian Dietmar Wischmeyer voll auf seine Kosten. Das Publikum kennt und liebt ihn für diese verbalen Entgleisungen. Es raunt, wenn Wischmeyer die „unterste Schublade“ an diesem Abend in der Hamburger Markthalle wieder einmal weit öffnet. Misanthropisch beschreibt er die Dauergeilheit seiner Mitbürger, verkürzt Sex zu GV; da wird jemand eingeritten oder Luststengel spannen sich unter dem Holster, und das Publikum johlt. Alle bekommen dabei ihr Fett weg, Männlein wie Weiblein altern in seinen Worten gnadenlos, es schwabbelt oder es steht nicht mehr, aber GV, das muss sein und kommt entsprechend in jedem zweiten Satz vor. Und wenn nicht das, dann eben Pisse oder Kacke. – Wischmeyer kann auch politisches Kabarett: Nahles sei eine Kreuzung aus Pitbull und Merkel. OK. Minister der scheidenden und zukünftigen Regierung bekommen jeweils einen abfälligen Spitznamen, dazu ein bisschen Kneipenweisheiten zur mangelhaften Ausstattung der Bundeswehr, das muss genügen. Weiter geht es mit Frau-Mann-Urlaub-Anekdoten, der – zugegeben lustigen und treffenden - Verarsche von ländlichen Lebenskonzepten, mit neuen Medien, dem mangelhaften Umgang mit Handy und Auswüchsen von Ebay-Kleinanzeigen sowie seinen Erfahrungen mit Handwerkern. Es gibt lange Passagen, da liest Wischmeyer, nicht einmal gekonnt, vom Blatt ab. Dann wieder spricht er frei, wobei die Satzkonstruktionen komplex und die Wortschöpfungen nur so aus ihm heraussprudeln: Eherochen, Ehefrauenwombat.. es sind häufig die Frauen, die die abfälligeren Bezeichnungen ernten. Das tut den weiblichen Lachern im Publikum aber keinen Abbruch. Die mikrofongesteuerte Stimme von Wischmeyer lässt einen manchmal zusammenzucken, wenn er brüllt oder den Proleten raushängen lässt. Er nutzt kleine Spielfilme, um Themenwechsel einzuläuten und führt imaginäre Gespräche am Telefon oder mit seinem Publikum. Aber manche Themen wecken Assoziationen an ähnliche Darbietungen durch Panzer oder Priol.

Ich bin scheinbar die Einzige, die sich an diesem Abend nicht amüsiert. Wischmeyers  Humor rauscht an mir vorbei, nur selten heben sich meine Mundwinkel. Ich kannte ihn vorher nicht und bin eingesprungen, weil jemand krank geworden war. Insbesondere bei den gewollt nationalistischen oder sexistischen Äußerungen graust es mir. Das nächste Mal checke ich die Person auf Youtube ab.


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