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Pianist Piemontesi spielt Schubert und Schumann mit Fingerfertigkeit und Gefühl

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von Katrin Dürwald Es gibt keine Abende mehr, in denen man ausschließlich zu Schubert und Chopin schwelgen kann. Zu einem ordentlichen Konzertabend gehört auch immer etwas das Ohr Herausforderndes. Manchmal ist das schon aus dem Programm herauszulesen. Manches Mal komme ich nach der Pause wieder in den Saal, und die Hälfte des Publikums ist verschwunden! – Das ist ein deutlicher Warnhinweis, dass es jetzt anstrengend wird. Uns hat es nach Reinbek verschlagen, das idyllische Tor zum Sachsenwald. Das SHMF hat in den Festsaal des Reinbeker Schlosses eingeladen. Parken ist kein Problem. Wir wandeln auf einer kurzen schmalen Allee über holpriges Kopfsteinpflaster und erblicken einen offenen Arkadenhof mit prächtigem Oleander zwischen den Säulen. Der Backstein des schön renovierten Renaissance-Baus leuchtet in Rot- und Gelbschimmern. Wir nutzen die Zeit vor dem Konzert dazu, die Räumlichkeiten des Schlosses zu erkunden. Es ist allgemein eher unmöbliert. In einigen wenigen Zimmern st

Ansteckende Spielfreude und brillante schauspielerische Leistungen im Musical „My Fair Lady“ bei den Eutiner Festspielen

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von Katrin Dürwald „My Fair Lady“ hat sich seit der Uraufführung am 6. Juli zum absoluten Publikumsliebling entwickelt. Lobende Kritiken und Bombenwetter sorgten dafür, dass die Eutiner Festspiele zusätzliche Spieltermine ansetzten, um dem großen Zuschauerinteresse entgegenzukommen. Auch am vergangenen Sonnabend waren die Plätze auf der Freilichtbühne des Schlossparks wieder restlos ausverkauft. Doch dieses Mal war etwas anders als bei den vorherigen Vorführungen: Die Unverlässlichkeit des Holsteiner Wetters war zurück. Die Ränge der Tribüne schillerten in den bunten Farben von Regencapes und -Jacken, erfahrene Besucher trugen Regenhosen, andere hatten sich Müllsäcke um die Beine geschlungen, die Sitze wurden mit mitgebrachten Handtüchern getrocknet, Thermounterlagen herausgekramt – es dauerte etwas länger, bis sich die Gäste in den Rängen häuslich eingerichtet hatten. Die Spielleitung hatte das Regenradar studiert und den Beginn der Vorstellung um eine halbe Stunde nach hinten

Wandern auf den Lebensstationen eines rechtschaffenen Freimaurers im Eutiner Schlosspark

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von Katrin Dürwald Seit fast fünfzehn Jahren veranstaltet die Eutiner Loge “Zum Goldenen Apfel” in den Sommermonaten kostenlose Führungen durch den Eutiner Schlosspark. In ihm sind freimaurerische Gestaltungselemente aus dem Ende der 18. Jahrhunderts bis heute erhalten geblieben. Für den ungeschulten Besucher sind diese nicht ohne weiteres erkennbar. Umso besser ist es, dass Logenmitglied Dieter Orzelak diese geheimen Symbole entschlüsseln kann und heute etwa 20 Gäste auf eine Reise ins späte 18. Jahrhundert mitnimmt. Dieter Orzelak erklärt seinen Besuchern die Bedeutung des Monopteros. Wer bei Freimaurern gleich an Dan Brown denkt und im Eutiner Schloss geheime Schatzkammern vermutet, der wird enttäuscht. Wir stehen im rechteckigen Innenhof des Schlosses, dessen linker Hintereingang zum Schloss-Café führt. „Dies ist das Freimaurer-Portal“, erklärt Orzelak. Als die Eutiner Loge 1771 gegründet wurde, bekam sie ihre Räumlichkeiten im Schloss. Das lag vermutlich daran, dass ih

Hier haben nicht nur Mädels Spaß – Heiße Zeiten – Die Wechseljahre-Revue

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von Katrin Dürwald Als vier als Stewardessen verkleidete Männer in blaugelbem Kostüm und blonder Prinz Eisenherz-Perücke die Bühne betreten, habe ich ein Déjà-vu: habe ich das Stück schon einmal gesehen? – Das Gefühl habe ich auch noch bei einigen Songs, aber das Stück läuft seit 2011 so erfolgreich im St. Pauli Theater, dass es mir auch aus dem Fernsehen oder aus Erzählungen von Freunden bekannt sein könnte. Die Handlung spielt im Terminal des Frankfurter Flughafens, an dem die Karrierefrau (Jutta Habicht), die Vornehme (Laura Leyh), die Junge (Susanne Hayo) und die Hausfrau (Sabine Urig) aufeinandertreffen. Beim Durchschreiten der Sicherheitsschranke erscheint für jede der Frauen ein Kurzprofil auf dem Abflugmonitor, das neben ihrem Alter, Beruf und Familienstand jeweils auch beinhaltet, wann sie das letzte Mal Sex hatte. Allein das liefert bereits die ersten Lacher: die Karrierefrau gestern, die Junge nach Ovulationskalender, die Vornehme jedenfalls nicht gestern oder vorgest

Der Grandseigneur der Klarinette Giora Feidman zu Gast in der Kulturwerft Gollan in Lübeck

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von Katrin Dürwald Es ist der bisher heißeste Tag des Jahres, und auf der A1 verursachen mehrere Unfälle auf den ohnehin schon eingeschränkten Fahrbahnen kilometerlange Staus - mittendrin wir auf dem Weg in die Kulturwerft Gollan in Lübeck. Eine halbe Stunde Puffer reicht nicht aus, mehrere Autos kommen noch nach uns an, ein Fahrer zuckt hilflos lächelnd mit den Schultern. Im Vorraum treffen wir den netten Einweiser, der uns die Tür zum Saal in einer der ersten Klatschpausen öffnet. Die Hitze, die uns beim Eintreten entgegenschlägt, raubt uns fast den Atem. Schwitzig eilen wir zu den Plätzen, während Giora Feidman – trägt er wirklich noch einen Blazer in dieser Hitze? – sein nächstes Lied ankündigt. Er erklärt, dass er noch jeden Tag etwas dazulerne: „Today I learn on how to play in a sauna!“ – Lacher.  Die vier Männer auf der Bühne sind der Erneuerer des Klezmers, Giora Feidman, der Kontrabassist Guido Jäger, Enrique Ugarte mit dem Akkordeon und Murat Coskun, Percussion. Wir

Hochkarätiges A-Capella Ensemble aus Dresden in der Neukirchner St. Johannis-Kirche

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von Katrin Dürwald „Über den Wolken“, so lautete das Programm der vier jungen Männer, allesamt ehemalige Sänger des Dresdner Kreuzchores, am gestrigen Abend in der Neukirchner St. Johannis-Kirche. Sie bescherten den Besuchern ein buntes Potpourri aus geistlichen Liedern, Pop-Balladen und einen musikalischen Ausflug in die 30er mit bekannten Stücken der Comedian Harmonists. Der Verein der Freunde des Kurparks hatte diesen Abend möglich gemacht. Hausherr Stefan Grützmacher mutmaßte, dass angesichts des guten Wetters vielleicht manch Einer verlockt gewesen sei, lieber den Grill anzuwerfen. Doch der Kulturbeauftragte der Kurparkfreunde, Dietrich Busch, zeigte sich erfreut über die rege Teilnahme von etwa fünfzig Besuchern. Das Echo-Ensemble bestand an diesem Abend aus einem Bariton und drei Tenören, von denen einer auch die Countertenorlage beherrschte. Sie begannen mit geistlichen Renaissance- und Barockliedern, wobei „Nun danket alle Gott“ von Johann Sebastian Bach das Bek

Sommerlicher Vorgeschmack auf das Festival „Musik in den Häusern der Stadt“

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Jungpianisten Hanni Liang und Alexander Vorontsov zeigen Fingerfertigkeit und Spielfreude von Katrin Dürwald Der Tonali-Saal ist ein sehr junger Konzertsaal und gleichzeitig ein sehr alter. Das Gebäude wurde um 1890 als Pferdestall im Hinterhof des Grindelviertels errichtet und diente später unter anderem als Spirituosenlager. Vor kurzem wurde die Decke angehoben und mit zeitgemäßer Technik versehen. Die Wände wurden geweißt, aber man kann im Mauerwerk noch deutlich ehemalige Türen erkennen, und die Fenster versprühen noch 70er Jahre- Charme. Seit Januar dieses Jahres gibt es den Tonali-Saal. Beim Betreten steigt einem ein feucht-schimmliger Geruch in die Nase, der für ein feuchtes Mauerwerk spricht. Hohe Luftfeuchtigkeit und schlechte Belüftung könnten dem Steinway-Flügel auf Dauer schaden, befürchte ich. Abgesehen davon fängt man hier ganz von selbst an zu schwitzen. Viele Frauen entledigen sich ihrer Jäckchen, und ich beneide diejenigen, die sich für das Tragen von Sandalen e