Junge Songwriterin Corinne Bahia erwärmt in Hamburg Herzen der Zuschauer


Von Katrin Dürwald

Wenn abends im Dunkeln einander völlig unbekannte Menschen zielstrebig zum gleichen Türeingang einer Hamburger Wohnstraße streben, ganz so als hätten sie sich einer konspirativen Vereinigung angeschlossen, dann ist wieder Zeit für das Festival „Musik in den Häusern der Stadt“. Privatmenschen, Stiftungen und kleine Unternehmen öffnen ihre Türe und verwandeln ihre Werkstätten, Wohnzimmer und Gewächshäuser in ungewöhnliche Musikstudios.
Das Festivalkomitee unter Leitung von Maike Schäfer und Berit Rapp vollbringt das Kunststück, jedes Jahr aufs Neue tolle Gastgeber zu finden, und sie schafft es, aufstrebende Musiker für dieses außergewöhnliche Format zu gewinnen.
Corinne Bahia stellt ihr Album "If Love is a Planet" in Hamburg vor

Das persönliche Highlight des diesjährigen Festivals war der Auftritt von Corinne Bahia und Band in einer romantisch ausgeleuchteten Dachgeschosswohnung in Hamburg-Marienthal. Die Gastgeberin des Abends begrüßte uns ebenso freundlich wie ihr kleiner weißer Hund. Wir bekamen ein Glas Wein und wurden aufgefordert, uns selbst nachzuschenken. Bereits kurze Zeit später wurde der Platz in der Wohnküche knapp, und die Gäste verstreuten sich ins Wohnzimmer und auf die Dachterrasse.
Als Bühne diente der leergeräumte Essbereich des Wohnzimmers, auf dem nun ein Keyboard, Schlagzeug und eine Gitarre standen. Aus Ethanolkaminen schlugen in unregelmäßigen Abständen Flammen, rotglühende LED- Lampen in klaren Glaskörpern gaben der Bühne einen Hauch von Hamptons, und dazu passend lagen Schaffelle auf den Sitzbänken.
Corinne Bahia betrat schüchtern die Bühne, richtete das Mikro aus und erschuf dann mit wenigen Tastenanschlägen eine Melodie, zu der sie zu singen begann. Die Melodie eingängig, aber nicht simpel, die Stimme mal sanft, mal kraftvoll: das Publikum ging gleich mit und spendete begeistert Beifall.

Corinne Bahia stammt aus Milwaukee, USA, und lebt seit einigen Jahren in Köln. „If Love is a Magnet“
Corinne Bahia, Love is a Planet (2016)
Das Debütalbum aus dem Jahr 2016
heißt ihr erstes Album, das auch Thema dieses Abends war. Zwischen den Songs plauderte sie charmant mit ihrer weicher Stimme auf Deutsch, wobei viele ihrer Sätze mit „ja, genau“ endeten. Irgendwann fiel ihr das selber auf, und sie berichtete, dass ihre Deutschlehrerin ihr dazu geraten habe, weil das deutscher wirke und immer passend sei. – Das Publikum lachte ertappt, denn ja, genau: das stimmte ja auch.

Die Songs waren eine Mischung aus Pop und Soul, mit Anklängen von Swing. Seit ihrem 6. Lebensjahr begleitet sich Bahia selbst am Keyboard. Der Gesang hatte Ähnlichkeit mit Adele, aber auch mit Imany. Vielleicht kam meine Assoziation mit Imany auch daher, weil Corinne Bahia ein so ähnliches afrikanisches Kopftuch trug. – Sie war eindeutig der musikalische Kopf der Truppe. Im Gegensatz zu ihrer Professionalität wirkten Schlagzeuger (Jakob Krickeberg) und Bassist (Levin Zendeh) wie aus dem Schulorchester rekrutiert. In der Pause erzählte die Sängerin, dass sie Krickeberg über Facebook kennengelernt habe. Ihr Album enthält hörenswerte Kunstwerke, die sie mit einem geschickten Harmonieverständnis und Gespür für schöne Melodien arrangiert hat. Der beste Songs des Abends war „Victoria“, den es auch bei YouTube zu hören gibt.

Das war Musik in den Häusern at its best – Tolle Gastgeberin, romantische Atmosphäre, angenehme Gäste und ein musikalischer Genuss. Was für eine Einstimmung ins Wochenende!
Einfühlsamer Gesang, Corinne Bahia


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