Mathias Tretter im Theaterschiff am Nikolaifleet - 21. Februar 2018
Erstmalig waren wir heute Abend im Theaterschiff am Nikolaifleet. Wir hatten Plätze seitlich der Bühne, im hinteren Schiffsteil. Es gibt im Schiffsbauch nur drei Sitzreihen, die frontal zur Bühne ausgerichtet sind, doch für diese „Sahneplätze“ hatte es bei uns nicht gereicht.
Mathias Tretter spielte sein neues Kabarett-Programm mit dem Titel „PoP“, das wir mit Wonne vor kurzem schon bei 3sat gesehen hatten. Das Plakat für die Veranstaltung hatte es mir angetan: ein bleicher, schmalgesichtiger Typ mit grauem Haar und kräftig rot geschminktem Mund ließ an Grenzüberschreitungen denken, an ein Spiel mit unterschiedlichen Identitäten. Er stellte sich uns spielerisch vor, offenbarte seine Schwächen und Eitelkeiten im gespielten Dialog mit seiner Frau und seinen Kindern, ganz so, als ob er für eine ganze Generation junger Männer spräche. Angst vorm Altern, sein Verhältnis zu übertriebenen Helikopter-Eltern, die aufbrechende Dualität von Mann und Frau, neue Kommunikationswege, das ganze Spektrum lieferte Tretter in einem gewaltigen Sprachfeuerwerk. Leider behält man als Zuhörer nicht viel. Es blieb in mir der Begriff des „Windkraft-Veganers“ haften, und dass eine Brille beim Mann gleichzusetzen sei mit nachlassender Libido. Am besten gefiel mir sein Dialog mit dem Alter Ego „Ansgar“, einem fränkischen Philosophie-Studenten, der nach 39 Studiensemestern als Facility Manager an der Uni gelandet war. Ansgar beabsichtigte, in Deutschland die Partei PoP, Partei ohne Partei, zu gründen. „Wir sind links von den GRÜNEN und rechts von der AfD.“ Ansgars Partei stand für eine Abkehr von der Religion. „Die Zeit arbeitet für uns, es treten ja immer mehr Menschen aus der Kirche aus“. Es war selbst für uns Nordlichter eine Freude, wie der gebürtige Würzburger in den fränkischen Dialekt fiel und überlegte, wie er den Unglauben unters Volk bringen könne. Tretter war herrlich ketzerisch und bissig, nannte beispielsweise eine Liste autoritärer Herrscher – und beendet die Auflistung mit „Dobrindt“. Nach seiner eigenen Vorstellung, die ihn als Familienvater kennzeichnete, fand ich die Idee mit dem Lippenstift und seine Verweise aufs vermeintliche Schwulsein nicht mehr so überzeugend. Das Spiel mit den Identitäten basierte auf einer klassischen Männerfreundschaft zwischen ihm und seinem Kumpel Ansgar – die Schwulen dienten eher als Trittbrett für witzige Dialoge, aber das wird man ihm verzeihen.
Mathias Tretter spielte sein neues Kabarett-Programm mit dem Titel „PoP“, das wir mit Wonne vor kurzem schon bei 3sat gesehen hatten. Das Plakat für die Veranstaltung hatte es mir angetan: ein bleicher, schmalgesichtiger Typ mit grauem Haar und kräftig rot geschminktem Mund ließ an Grenzüberschreitungen denken, an ein Spiel mit unterschiedlichen Identitäten. Er stellte sich uns spielerisch vor, offenbarte seine Schwächen und Eitelkeiten im gespielten Dialog mit seiner Frau und seinen Kindern, ganz so, als ob er für eine ganze Generation junger Männer spräche. Angst vorm Altern, sein Verhältnis zu übertriebenen Helikopter-Eltern, die aufbrechende Dualität von Mann und Frau, neue Kommunikationswege, das ganze Spektrum lieferte Tretter in einem gewaltigen Sprachfeuerwerk. Leider behält man als Zuhörer nicht viel. Es blieb in mir der Begriff des „Windkraft-Veganers“ haften, und dass eine Brille beim Mann gleichzusetzen sei mit nachlassender Libido. Am besten gefiel mir sein Dialog mit dem Alter Ego „Ansgar“, einem fränkischen Philosophie-Studenten, der nach 39 Studiensemestern als Facility Manager an der Uni gelandet war. Ansgar beabsichtigte, in Deutschland die Partei PoP, Partei ohne Partei, zu gründen. „Wir sind links von den GRÜNEN und rechts von der AfD.“ Ansgars Partei stand für eine Abkehr von der Religion. „Die Zeit arbeitet für uns, es treten ja immer mehr Menschen aus der Kirche aus“. Es war selbst für uns Nordlichter eine Freude, wie der gebürtige Würzburger in den fränkischen Dialekt fiel und überlegte, wie er den Unglauben unters Volk bringen könne. Tretter war herrlich ketzerisch und bissig, nannte beispielsweise eine Liste autoritärer Herrscher – und beendet die Auflistung mit „Dobrindt“. Nach seiner eigenen Vorstellung, die ihn als Familienvater kennzeichnete, fand ich die Idee mit dem Lippenstift und seine Verweise aufs vermeintliche Schwulsein nicht mehr so überzeugend. Das Spiel mit den Identitäten basierte auf einer klassischen Männerfreundschaft zwischen ihm und seinem Kumpel Ansgar – die Schwulen dienten eher als Trittbrett für witzige Dialoge, aber das wird man ihm verzeihen.
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