Die Schule der Frauen, Komödie von Molière am 24. Februar 2018 im Schauspielhaus, Hamburg
Schule der Frauen, Komödie von Molière (Regie und Bühne:
Herbert Fritsch)
Der ältliche Dauersingle Arnolphe (Joachim Meyerhoff) hat
eine Idealvorstellung von der Schule der Frauen - zu spät bemerkt er, dass er selbst die
Schulbank drückt. Er meint, dass kluge Frauen nur darauf aus seien, ihren
Männern Hörner aufzusetzen, eine Dumme hingegen sei zu blöd für das doppelte
Spiel. Darum käme es darauf an, die Frauen dumm zu halten. Seine Auserwählte
ist das Bauernmädchen Agnès (Karoline Bär). Sie wird in einem Kloster
großgezogen und lernt auf seine Anweisung hin vor allem Handarbeiten. Bei einem
Besuch einige Jahre später wird Arnolphe bewusst, dass er einen Nebenbuhler, Horace
(Bastian Reiber) hat. Dieser vertraut sich ihm sogar an, weil er ihn nur unter anderem
Namen kennt. Arnolphe versucht den Nebenbuhler auszuschalten und Agnès in ihren
Pflichten als Ehefrau zu instruieren. Er bemerkt zu spät, dass er nicht ER hier
die Bedingungen stellen kann. Agnès sagt ihm ehrlich, dass sie ihn nicht
begehrt. Er verfällt ins Betteln, winselt um ihre Zuneigung und scheitert doch.
Aber was das Schauspielhaus daraus macht, was Joachim Meyerhoff
und seine Mitstreiter daraus
machen, ist ein anzügliches Spektakel aus Barock
und Karneval, mit Anleihen aus Gangster-Rap, urkomischen Macho-Gesten und
geziertem Hoftanz. Ganz im Zentrum der Aufführung genießt Meyerhoff seine
Rolle, unterbricht sich im Sturm eines Monologs, um sich bei den Gästen der
ersten Reihe für seine feuchte Aussprache zu entschuldigen, und setzt dann
seinen Monolog fort. Ein Riesenlob an die Maskenbildner des Abends: die
engelsgleiche Agnès wirkt wie eine Puppe aus Großmutters Zeiten; sie schlägt
ihre Augen nur in Momenten größter Erregung oder Erstaunens auf, die meiste
Zeit steht sie mit geschlossenen Augen da. Trotz ihres braven Aussehens bleibt sie
in ihren Äußerungen widerspenstig und hält Arnolphe ausdauernd auf Abstand. Die
„Wächter“ von Agnès sind Alain (Josef Ostendorf) und Georgette (Bettina
Stucky). Ihre Gesichter sind radikal auf debl geschminkt: Ihre Augen wirken wie
eingefroren, sie wirken sehr beschränkt, doch im Verlauf des Stückes werden sie
zu scharfen Beobachtern der Szenerie, schneiden Grimassen und feixen sich eins.
Beide agieren als Verbündete der Liebe, jederzeit bereit, die verzwackte Geschichte
noch weiter anzustacheln. Horace trägt eine hochstehende, gelbblonde Haartolle
und einen Milchbubi-Schnauzer. Dieses Aussehen lässt ihn gegenüber dem durchtriebenen
Arnolphe naiv und unterlegen wirken. Bastian Reiber verstärkt den Eindruck
genial durch den Einsatz von jungenhaften Teenager-Gesten. Eine glänzende Passage,
die ihm Zwischenapplaus sichert. Überhaupt gerät das Publikum mehr und mehr in
Entzücken, je länger der Abend dauert. – Das Finale wird von Musik begleitet,
so dass rhythmisches Klatschen fast garantiert ist. Doch die standing ovations
hat sich das Ensemble selbst erarbeitet, auch ohne die beifällige Musik.
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